9. Das vergangene Jahrzehnt bis 2020


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Ein sehr ereignisreiches Jahrzehnt, das weltpolitisch mit den Nachwirkungen der „Lehman Brothers“ Krise beginnt, mit der Zahlungsunfähigkeit Griechenlands weitergeht, mit dem Ansturm 100.000er Flüchtlinge, mit dem Abschaffen von Zinsen auf Sparguthaben und zuletzt der Corona-Pandemie weitergeht.

Aber beschränken wir uns auf Schömberg.

Zu Beginn stand alles unter der Forderung der äußersten Sparsamkeit. (ZA) Nur das notwendigste kann und soll gemacht werden. Das ändert sich einige Jahre später.

Das Neue Jahrzehnt beginnt mit den alten Problemen. Das Karussell bei der Führung Touristik und Kur beginnt sich immer schneller zu drehen. Nachdem Torsten Zink gekündigt wurde, folgt Til Weigelt mit seinen Visionen. Er wirft nach 2 Jahren das Handtuch. Dann kommt Christina Lennhof. Die hält es etwas länger aus. Ab 2017 übernimmt die Stellung Stefanie Dickgiesser um nach ca. 1,5 Jahren die gleiche Stellung in Wildbad anzunehmen. Für kurze Zeit übernimmt Juilus Müller diese Funktion um dann auch nach Wildbad zu gehen. Ab 1. Nov. 2019 übernimmt Marina Moser die Leitung von Touristik und Kur.

Kurpark, Kurhaus:

Für das 2010 frisch sanierte Kurhaus ist zuerst kein Pächter für das Restaurant zu finden. (ZA) Auch nachdem ein Pächter gefunden wird, hält das finanziell keiner lange durch, so dass es öfters lange Leerstände gibt. Die Kosten für die Unterhaltung des Kurhauses sind hoch. Immer wieder wird ein schlüssiges Betriebskonzept gefordert aber nie gefunden. Bestehende Einrichtungen wie z. B. die Ausstellung des Künstlers Peter Steyer, die dieser kostenlos der Gemeinde zur Verfügung stellt, ist seit Jahren geschlossen.



Zur Belebung des Kurparks gibt es neue Ideen wie z. B. den Generationen-Aktiv-Park der sehr gut angenommen wird, oder den Bau eines Adventure-Golfparks, der aber nicht gebaut wird. Die Erhaltung und Sanierung bestehender Anlagen, wie z. B. der Wasserspiele mit Musik geht in die Jahre.


Wellenbad, Naturbad:

Nachdem das Wellenbad schon seit vielen Jahren geschlossen war, Alternativen durch Bürgerentscheide verworfen wurden, kam die Idee eines Naturbades um eine Schwimmmöglichkeit für die Schömberger Bürger zu schaffen. (Es gibt aber schon mehrere Freibäder in nächster Umgebung) (ZA) Kosten treibend war der Wunsch auch Einrichtungen für Kur und Touristik in Konkurrenz zu Liebenzell zu schaffen, was letztendlich zur Ablehnung dieser Idee geführt hat.

Was soll mit dem bestehenden Gebäudekomplexes geschehen? Nachdem sich immer mehr herausstellt dass das Gebäude für in Investoren nicht interessant ist (ZA) folgt der Beschluss im Gemeinderat zum Abriss. Am 28. Nov. 2012 fällt als letztes Stück der Leuchtturm. (ZA) Seither wartet dieses Gelände vergeblich auf eine neue Nutzung. Auch eine Markterkundung 2014 bringt nichts (ZA)

Kindergärten und Schule

Der Kindergarten in Langenbrand, der bisher in der früheren Schule untergebracht war bekommt ein neue Domizil, gegenüber, neben das Bürgerhaus. Es entsteht ein großer Kindergarten der auch Ganztagsbetreuung anbietet. In Bieselsberg ist ein Waldkindergarten unter der Trägerschaft eines Vereins entstanden. Der Kindergarten in der Talstraße in Schömberg, der 1965 die Kinderschule in der Herdgasse ersetzt hat ist in die Jahre gekommen. 2020 wird als Ersatz ein neuer Kindergarten in der Brunnenstraße gebaut.

Schon 1994 wurde in der Schule eine 10te Klasse auf freiwilliger Basis eingerichtet, die es auch in Schömberg ermöglicht einen mittleren Schulabschluss zu erreichen. Bei einer Präsentation der Werkrealschule 2010 wird von 430 Schülern berichtet. (ZA) Wobei immer die Sorge bestand ob genügend Kinder für die 5te Klasse zusammen kommen. Dazu kam die Diskussion über die zukünftige Schulform (ZA)

Das Angebot der Ludwig Uhland Schule wird erweitert. Es gibt eine Ganztagesschule und eine Mensa, Gegen Ende des Jahrzehnts steht eine Generalsanierung der Schule auch im ernergetischen Bereich an. Um Ausweichräume bereit zu stellen, soll die Schule um 3 Räume erweitert werden. 2020 unterrichten 40 Lehrkräfte 413 Schüler. Bis in fünf Jahren rechnet man mit rund 500. (ZA)

Gewerbegebiete

Es gibt ein großes Gewerbegebiet in Langenbrand und 2 kleinere in Schwarzenberg und Bieselsberg. In Schömberg beschränkt sich das Gewerbe im Wesentlichen auf den Handel und das Handwerksgewerbe. Das Handwerksgewerbe hat sich immer im Wohnbereich des jeweiligen Handwerkers entwickelt.

Das Gewerbegebiet in Langenbrand teilt sich auf in das ältere Gebiet „Brückenäcker“ das durch den Konkurs der zwei größten Betriebe ein schweren Rückschlag erleiden musste und das 2009 errichtete „Intercom“ dessen Bebauung erst gegen Ende dieses Jahrzehnts langsam Fahrt aufnimmt.

Infrastruktur Investitionen der Gemeinde

Nachdem 2014 der Kreisverkehr in Langenbrand erneuert wurde, kommt 2019 der Bau eines Kreisverkehrs im Ortszentrum bei der Kirche. Hier waren große Höhenunterschiede zu gestalten. Als Ergebnis kann man eine deutliche gestalterische Aufwertung des Ortszentrums feststellen.



Wobei erinnert werden soll, dass der Kreisel zuerst an anderer Stelle geplant war und seine speziellen Finanzierungsgrundlagen hatte. (ZA)

Ein weiteres wichtiges Thema ist der Breitbandausbau. Hier werden in den Ortsteilen große Investitionen getätigt. Langenbrand wird 2020 an das Gasnetz angeschlossen

Windenergie

Windkraftanalgen auf der Langenbrander Höhe sind ein kontrovers diskutiertes Thema. Die einen halten es für absolut notwendig um den angestrebten Energiewandel zu erreichen, die Anderen halten es für eine Verschandelung der Landschaft und schädlich für der Tourismus. In Langenbrand entsteht ein Bürgerinitiative die sich gegen diese Windräder wehrt. Das ist ein stetiges Thema in Leserbriefen. Es kommt zu dem von der Bürgerinitiative gewollten Bürgerentscheid am 8. Februar 2015 in dem sich die Schömberger Bevölkerung mit deutlicher Mehrheit für Windkraft entscheidet. (ZA) Das bewirkt aber nicht, dass sich die Gemeindeverwaltung Schömbergs und der Schömberger Gemeinderat verstärkt für Windenergie einsetzt. Im Gegenteil.

Politische Veränderungen

Das Verhältnis von Bürgermeisterin Mettler und Gemeinderat ist von Anfang an schwierig und angespannt. (ZA) Grund ist wohl ihre eher distanzierte Einstellung zur Förderung des Tourismus in Schömberg. (ZA) (Verschwörung ?) Mit dieser Einstellung hatte sie aber 2007 die Bürgermeisterwahl gegen einen ausgesprochen Tourismuskanditaten mit großer Mehrheit gewonnen, 2015 ist wieder Bürgermeisterwahl. Bauamtsleiter Leyn tritt gegen Mettler an und gewinnt im 2ten Wahlgang. (ZA) Damit ist wieder ein CDU-Mann Bürgermeister und es tritt Ruhe ein.

Neuorganisation der ev. Kirchen

Die Organisation der einzelnen Ortskirchen wird langsam der politischen Struktur der Gemeinden die nach der Gemeindereform entstanden ist angepasst. Bis in die 60er Jahre gab das Kirchspiel Schömberg mit den Filialen Schwarzenberg, Bieselsberg, Oberlengenhardt und auch Igelsloch und daneben das Kirchspiel Langenbrand mit den Filialen Salmbach, Grunbach, Kapfenhardt und früher auch Engelsbrand. Eine Gliederung die über Jahrhunderte Bestand hatte und sich aus der Besiedlungsgeschichte ergab. Diese Struktur ist in den letzten Jahren schrittweise verändert und der politischen Struktur angepasst worden. Das Kirchspiel Langenbrand gibt es nicht mehr. Kapfenhardt kam nach Unterreichenbach, Salmbach und Grunbach nach Engelsbrand, Langenbrand über die Verbundkirchengemeinde nach Schömberg. Wobei Schwarzenberg und Bieselsberg eine eigene bilden.

Investitionen der Kirchen

In Langenbrand wird gegenüber der Kirche ein Gemeindehaus zusammen mit dem CVJM gebaut. Das Gemeindehaus in Schömberg wird Schritt um Schritt saniert. Auch in Bieselsberg wird für ein Gemeindehaus gesammelt. Auch das Kath. Gemeindehaus wird saniert. (ZA)

Kultur und Kunst in Schömberg

Tragende Säule der Kulturveranstaltungen in Schömberg ist der Kaffee Gässle Verein mit seinen Kleinkunsttagen, und der Verein „Musik auf der Höhe“ mit seinen hochwertigen Konzerten. Im Kurhaus bieten die Studenten der Karlsruher Musikhochschule hochwertige klassische Musik. Dazu kommen die Konzerte Schömberger Vereine. Auch das Kino besteht weiter. Der Fotoherbst wird im 2jährigen Rhythmus fortgesetzt.

Entwicklung „Neue Mitte“

Nachdem das BfW 2004 das Zentrum 2 in der Ortsmitte aufgeben hat und keinen Käufer gefunden hat, muss nach einer anderen Nutzung für dieses riesige Gelände mitten im Ort gesucht werden. Die Firmengruppe Krause kauft das große Gelände und legt erste Planungen für ein völlig neues Ortszentrum (daher der Name) vor. Das gibt es natürlich viele Wünsche, Träume und Forderungen auch auf Seiten der Gemeindeverwaltung. Eine der Forderungen ist der Bau eines Kreisels bei der Einmündung der Hugo Römpler Straße in die Lindenstraße. (ZA) Dessen Umsetzung und Finanzierung verzögert den Baubeginn des späteren EDEKA Marktes um Jahre. 2013/14 werden die bestehenden Gebäude abgerissen. Trotzdem vergehen noch Jahre bis zum Baubeginn.

Endlich im Februar 2019 kann der EDEKA-MARKT Eitel und die Rossmann Drogerie eröffnet werden. (ZA)


Die Bäckerei Raisch, die früher im EDEKA-MARKT war, hat in der Poststraße 2017 ihr eigenes Geschäft mit Cafe gebaut. (ZA)

Entwicklung Kur und Tourismus

Die Entwicklung im Kurbereich und Tourismusbereich verläuft sehr unterschiedlich. Die Psychosomatische Klinik übernimmt wieder den Bettenbereich der Marseille Pflegeklinik. (ZA) Die Celenius Kliniken übernehmen allein den Klinik Betrieb. Die Rentenversicherung macht nach 27 Jahren eine Generalsanierung des Schwarzwaldsanatoriums. (ZA) Auf der anderen Seite schwächelt der reine Tourismus sehr. Während es in Langenbrand noch einigermaßen läuft, wird in Schömberg ein Haus nach dem Anderen geschlossen. Zuletzt die zwei einzigen Hotels in Schömberg. Das Hotel Lamm wird zu einer Unterkunft für Asylbewerber umgebaut. Das Hotel Krone wird wohl irgendwann abgerissen und auch in Oberlengenhardt steht es um die Zukunft des Hotels Ochsen schlecht. Ein Gastgeberverzeichnis für Schömberg gibt es heute nicht mehr. Da muss man sich im Internet orientieren

Aber der Gemeinderat Schömbergs bekennt sich zu Kur und Tourismus und will diesen mit Attraktionen wie dem Weißtannenpfand, dem Zollernblickweg und vor allem dem dem Bau eines großen Aussichtsturmes fördern. (Begründung) Der Beschluss für den Aussichtsturm ruft viele Kritiker auf den Plan. Hätte man für dieses Geld nicht etwas sinnvolleres für die Schömberger Bürger bauen können? Z. B. die lange gewünschte Sporthalle? Und plötzlich geht das auch.

Corona

Das Jahrzehnt endet mit einer weltweiten Epidemie die die Wirtschaft in vielen Bereichen lahmlegt und schädigt. Am stärksten betroffen ist alles was mit Tourismus zu tun hat. In sofern kann Schömberg froh sein, dass der Tourismus hier wirtschaftlich keine so große Rolle spielt. Der Kurbetrieb läuft fast normal weiter. Der Kampf gegen die Epidemie wird, - auf die Wirtschaft bezogen - weltweit mit gigantischen neuen Schulden geführt. Wie diese Schulden eines Tages zurückbezahlt werden sollen und überhaupt, weiß niemand

Vergleich zu 1962 (siehe Bestandsaufnahme)

Die Einwohnerzahl ist im Hauptort von 2300 auf 4300 gestiegen, dazu kommen noch ca. 3700 Einwohner in den Teilorten. Die Übernachtungszahlen sind von 840.000 auf ca. 190.000 gefallen. Dazu kommen neue Dienstleistungen wie dem Berufsförderungswerk (dessen Ursprung aus der Charlottenhöhe kommt) 4 Alters- und Pflegeheimen deren Ursprung aus privaten TBC Krankenanstalten stammt und der Kinderklinik die am Anfang auch ein privates Sanatorium war. Für Versorgung der Bevölkerung mit dem täglichen Bedarf sorgen 2 Einkaufsmärkte mit Backfilialen. Bäcker die backen oder Metzger die schlachten gibt es keine mehr. Apotheken gibt es 2 und einen großen Drogeriemarkt. Die Schuhgeschäfte Blaich und Maisenbacher gibt es noch. Das Modehaus Bertsch hat sich zu einem überregionalen Mode-Anbieter entwickelt. Die Angebotsvielfalt hat sich mit Optik und Hörakustik weiter entwickelt. In den Teilorten gibt es fast keine Einkaufsmöglichkeiten mehr.

Der Kindergarten in Schömberg hat schon seinen zweiten Neubau erhalten. Dazu kommt noch ein zweiter in der Schillerstraße. Auch alle Teilorte haben einen Kindergarten.

Aus der damaligen Schule mit 4 Klassenzimmern ist ein riesiger Bau geworden.

Die Sparkasse ist inzwischen von der Liebenzeller Straße in ihr repräsentatives Gebäude in der Lindenstraße umgezogen. Die Raiffeisenbank ist in der Volksbank Pforzheim aufgegangen.

Der Haushalt der Gemeinde Schömberg ist von 1,2 Mill. DM auf ca. 23 Mill. € gestiegen. (für die Gesamtgemeinde) Die Kosten für eine Handwerker Stunde incl. NK und Steuer ist von 4,7 DM auf ca. 77 € gestiegen. Das Porto für einen Brief von 20 Pfennig auf 80 Cent.

Seit April 2020 kommt unser Amtsblatt aus dem Verlag Nussbaum in Weil der Stadt und beendet damit die Jahrzehnte lange Information durch den „Bürgerfreund“. Die Möglichkeit im Amtsblatt mit Leserbriefen auf Probleme hinzuweisen wurde abgeschafft.

März 2021 W. Obert

Quellen: Zeitungsartikel, Gemeinderatsprotokolle